Damit wir Darjeeling genießen können...

...müssen viele Menschen hart arbeiten. Two leaves and a bud - so lautet die Pflückregel für feinen Darjeeling-Tee. Bis zu 15.000 der oberen beiden Blättchen samt Blattknospe braucht man für ca. 4kg frische Teeblätter, die nach der Teeproduktion ein Kilogramm fertigen Tee ergeben. Ein anstrengender Job. Sechs Tage in der Woche. Derzeit beträgt der tägliche Durchschnittsohn 132 INR für eine Pflückerin in Darjeeling. Das ist natürlich in Euro umgerechnet wenig, sehr wenig sogar. Nur etwas mehr als 1,70 Euro. Aber, wenn man sich mit den Pflückerinnen in Darjeeling unterhält, hat man nicht den Eindruck, sie wären deshalb verzweifelt. Die meisten machen einen gut gelaunten Eindruck, scherzen bei der Arbeit und brechen in Gelächter aus, wenn sie sehen, wie schwerfällig wir uns anstellen, wenn wir probehalber auch einmal Tee pflücken.

Wollen die Pflückerinnen nicht mehr Geld verdienen? Klar, sie können mehr Geld gut gebrauchen, das Leben wird auch in Darjeeling teurer und sie sollen auch eine Lohnerhöhung bekommen, da sind sich Regierung, Gewerkschaften und Plantagenbesitzer einig. Man sollte aber nicht nur den Lohn sehen, der in der Regel vierzehntäglich bar ausgezahlt wird, sondern das Gesamtpaket in Augenschein nehmen, da es weitere Leistungen gibt, die vom jeweiligen Teegarten bereit gestellt werden müssen. Würden diese ebenfalls vergütet werden, käme man derzeit umgerechnet auf einen Durchschnittslohn von etwas über 3 Euro pro Tag. Zu diesen Lohnnebenleistungen gehören z.B. Jahresbonus, Leistungszuzahlung, Überstundenbezahlung, Subventionierte Rationen von z.B. Weizen und Reis, 12 Wochen Mutterschutz, 14 Krankentage pro Jahr, 1 Tag Urlaubsanspruch pro 20 Arbeitstage, Sondervergütung: 15 Tage Lohnzahlung für jedes geleistete Arbeitsjahr (zurückgehend auf Gratuity Act of 1972), Lebensversicherungsschutz, Schutzbekleidung: z.B. Regenschirm, Schuhzeug, Schürzen, Pullover, Decken, Kostenfreie Unterkunft: Häuser aus Ziegeln mit Dach aus Gusseisen und Betonfußboden, Krippenplätze für arbeitende Mütter, Mittel zur Geburtenkontrolle, pro Dorf eine Grundschule, medizinische Versorgung.

Ein großes Problem in den Teegärten ist, das viele Arbeiter nicht zur Arbeit erscheinen. Die Abwesenheitsrate liegt bei 25-40%. Die Leistungen der Teegärten werden aber dennoch in Anspruch genommen. Niemandem wird die medizinische Versorgung verwehrt und niemand wird seines Hauses verwiesen, selbst wenn kein Familienmitglied im Teegarten tätig ist und rechtlich kein Anspruch darauf besteht. Wie hier so ist es auch in Darjeeling für Jugendliche wenig attraktiv, in der Landwirtschaft zu arbeiten. Viele junge Leute, die eine gute Schulbildung haben, gehen weg aus der Region. Attraktive Arbeitsbedinungen zu schaffen ist notwendig, wenn wir auch zukünftig Darjeeling genießen wollen. Wir arbeiten mit unseren Produzenten zum Teil schon seit Jahrzehnten zusammen. Ein Gros der Bio-Gärten ist Fair Trade zertifiziert und auch wir erfüllen alle Anforderungen. Wir verzichten jedoch auf ein entsprechendes Label, weil wir die Möglichkeit haben, uns direkt zu engagieren.

Seit 1992 haben wir ein eigenes Projekt in Darjeeling und sind so in der Lage, einen Beitrag für die Menschen in der Region zu leisten. Auch im Rahmen der Naturland-Zertifizierung werden Sozialstandards geprüft, außerdem sind die Anforderungen an den Bio-Anbau strenger. Deshalb haben wir uns für dieses Siegel entschieden.

 
Zurück zur Übersicht