Die Erntesaison 2021 war – ähnlich wie im Vorjahr – von erschwerten Bedingungen geprägt. Die pandemische Lage in Indien war dramatisch, wie wir wochenlang in jeder Nachrichtensendung sehen konnten. Fernab der Metropolen jedoch waren die Auswirkungen insgesamt geringer, so auch in unseren Tee-Regionen Darjeeling und Assam. In den Plantagen Tonganagaon und Chardwar, aus denen wir unseren Assam-Tee beziehen, verzeichnete man nur sehr vereinzelt COVID-Erkrankungen, die in den Krankenstationen problemlos behandelt werden konnten. Auch in den Teegärten in Darjeeling, mit denen wir zusammenarbeiten, waren die direkten Folgen der Pandemie gering. Zudem sind viele Arbeiterinnen und Arbeiter bereits geimpft. Anders als im Vorjahr gab es in dieser zweiten Infektionswelle keinen kompletten Lockdown, sondern je nach Branche, Region und Inzidenz unterschiedliche Schutzvorschriften. Für die Teegärten bedeutete das: Die Ernte und der Betrieb konnten aufrechterhalten werden, wenn auch nur mit 50 Prozent der Arbeitskräfte.
Ein weiterer Faktor war das Klima. Die ungewöhnlich starke Trockenheit im ersten Quartal 2021 hat insbesondere die First-Flush-Ernte betroffen. Tendenz: zunehmend. Schon jetzt ist zu erkennen, dass die südlicher gelegenen Teegärten Darjeelings stark unter den Folgen des Klimawandels zu leiden haben: lange Phasen der Trockenheit, gefolgt von sintflutartigen Regenfällen, statt normaler Niederschläge in Monsunzeiten. Die nördlicheren Regionen Darjeelings, aus denen wir den größten Teil unseres Tees beziehen, sind ebenfalls betroffen, wenn auch nicht so stark wie der Süden. Die Folgen für die Tee-Ernten sind sichtbar: An frühere Produktionsmengen von 10.000 Tonnen reicht Darjeeling schon lange nicht mehr heran, für 2021 wird mit 6.900 Tonnen Erntemenge gerechnet. Deshalb können wir in diesem Jahr erneut keinen First Flush Gartentee anbieten. Die First Flush Blends und alle übrigen Darjeelingtees unseres Sortiments werden wir voraussichtlich im gewohnten Umfang anbieten können.
Auch Assam, eine der niederschlagsreichsten Regionen der Erde, hatte dieses Frühjahr unter ungewohnter Dürre zu leiden. Anstatt der sonst üblichen sechs Arbeitstage konnte nur an drei Tagen pro Woche Tee gepflückt werden, weil die Teebüsche nicht genug neue Triebe hatten.
Noch ein Blick auf die Logistik: Die Lieferungen aus Indien werden deutlich später als gewohnt bei uns – und damit bei unseren Kundinnen und Kunden – eintreffen. Vor allem die Schifffahrtsbranche wurde durch die Corona-Wellen in Asien massiv beeinträchtigt. Allein die coronabedingte Schließung des chinesischen Hafens Yantian im Juni, der im Vergleich zum Hamburger Hafen pro Jahr die dreifache Menge an Containern umschlägt, hat ähnlich gravierende Auswirkungen wie die Blockade des Suezkanals nach einer Havarie im März. Es wird nach jetzigem Kenntnisstand noch Wochen dauern, bevor alle aufgestauten und umgeleiteten Container ihr Ziel erreichen.